Schlachtmethoden in der Türkei
Während der Schutz der Tiere in der EU in der Tierschutz‐Schlachtverordnung geregelt ist, fehlt ein vergleichbares Werk in der Türkei. Es existiert kein gesetzlicher Schutz für die Tiere. Die Tiere werden grundsätzlich ohne Betäubung geschlachtet. Wie z.B. im Filmbeitrag „37 Grad ‐ Geheimsache Tiertransporte“ im November 2017 dokumentiert wurde, erfolgt nicht einmal in Schlachthöfen ein schonendes und schnelles Schlachten – sofern dies beim Schächten überhaupt gegeben sein kann. Wie die Tierärztin Lesley Moffat, die für die Tierschutzorganisation „Eyes on Animals“ berichtet, gibt es zwar Schlachthöfe in der Türkei, die einer Beratung und Schulung aufgeschlossen gegenüberstehen, das ist jedoch nicht die Regel. Der Umgang mit den Tieren vor der Schlachtung ist gewaltsam, sämtliche Grundsätze der Tierschutz‐Schlachtverordnung und der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) werden missachtet. Auch die Dissertation von E. Eser aus dem Jahr 2012 belegt erhebliche Wissensdefizite beim Schlachtpersonal und tierschutzwidrige Arbeitsweisen. Rinder werden unbetäubt an den Hintergliedmaßen aufgehängt, anschließend werden ihnen die Halsschlagadern durchtrennt. Wenn das mit einem sehr scharfen und sehr großen Messer erfolgt, sind die Schmerzen für das Tier geringer, als wenn mit einem kurzen Messer in mehreren sägenden Schnitten geschlachtet wird. Gerade das geschieht jedoch sehr häufig in diesen Schlachthöfen. Der Tod und die Bewusstlosigkeit treten oft erst nach 20 bis 30 Minuten ein, das Tier erleidet in dieser Zeit größte Schmerzen.
Hinzu kommt, dass Rinder auch außerhalb von Schlachthöfen geschlachtet werden dürfen. Durch eine Änderung der Gesetzeslage wurde das Schlachten durch Privatpersonen außerhalb von Schlachthöfen erleichtert, wie aus dem USDA‐Bericht von 2017 hervorgeht. Das „Hinterhofschlachten“ ist unweigerlich mit massiven Tierschutzverstößen verbunden.
Zwar werden die aus Deutschland importierten Rinder ursprünglich als Zuchttiere gehandelt, jedoch geht der Milchkonsum in der Türkei zurück. Die Schlachtzahlen hingegen steigen, da die Nachfrage nach Rindfleisch wächst. Somit werden die aus Deutschland importierten Zuchtrinder und ihre Kälber über kurz oder lang geschlachtet.
Die in den Leitlinien der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) festgelegten Mindeststandards zum Umgang mit Tieren, zu Transport‐ und Schlachtmethoden hat auch die Türkei unterzeichnet. In der Praxis werden diese Grundsätze jedoch in jeder Hinsicht ignoriert.
Quelle: Pressemeldung vom 19.02.2019 Deutscher Tierschutzbund, Landesverband Bayern e.V. -->