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Waldbegang mit Staatsminister Hubert Aiwanger und Fraktionsvorsitzenden Florian Streibl
Auf Einladung der Kreisgruppe Garmisch-Partenkirchen des Bayerischen Jagdverbandes (BJV) kam am Sonntag, den 15. September 2019 Herr Staatsminister Hubert Aiwanger, begleitet von dem Fraktionsvorsitzenden der Freien Wähler im Landtag, Florian Streibl, in unseren Landkreis, um sich über die aktuellen Fragen und Diskussionen rund um das Thema "Wald und Wild" zu informieren. Ich war ebenfalls eingeladen und nahm an dem sehr spannenden und interessanten Termin teil. Mit dabei waren u.a. Vertreter der Bayerischen Staatsforsten, Revierpächter, des Amtes für Landwirtschaft und Forsten, Jagdgenossenschaften, der Vorstand der BJV-Kreisgruppe, Waldbesitzer und Presse. Treffpunkt war um 13 Uhr am Bahnhof in Oberau. Von dort ging es mit Kleinbussen in zwei Waldflächen im Bereich Oberau, die im sogenannten "Vegetationsgutachten" als "rot" ausgewiesen sind. Zur Erklärung: Alle drei Jahre werden in Bayern systematisch auf festgelegten Flächen von Förstern junge Bäume nach Verbissspuren untersucht. Diese Daten sind die Grundlage für das Forstliche Gutachten. Auf dieser Grundlage werden die Hegegemeinschaften bewertet. Die Wertung geht von grün (günstig) bis rot (deutlich zu hoch). Die Konsequenz aus einem "roten Hegering" (bei uns Werdenfels-Süd und Werdenfels-West) ist immer: "Abschuss rauf!", d.h. eine stärkere Bejagung von Schalenwild, also Rot-, Reh- und Gamswild. Da sowohl die Methodik, als auch die Aussagekraft dieses Gutachtens umstritten ist, legte die BJV-Kreisgruppe Wert darauf, den Politikern entsprechende Flächen zu zeigen und vor Ort zu diskutieren. Auf beiden Waldflächen war eine sehr starke Naturverjüngung zu sehen. Eine dichte Waldgemeinschaft von Buche, Ahorn, Vogelbeer und anderen Laubbäumen ließ für mich nicht erkennen, warum hier der Verbiss zu hoch sein soll. Schnell war man dann bei der üblichen Diskussion zum Thema Tanne. Hier wurde von der Forstseite wieder darauf hingewiesen, dass die Tanne in einem bestimmten Prozentanteil, gerade in Zeiten des Klimawandels, unverzichtbar sei und man diese ohne Schutzmaßnahmen aufwachsen lassen möchte, weshalb das Schalenwild weiter reduziert werden müsse. Dann ging es weiter auf eine Fläche am Wank die beweidet wird. Auch hier spielte der Verbiss die zentrale Rolle. Bei den Diskussionen merkte man, dass Staatsminister Aiwanger sehr gut informiert war, wußte von was er sprach und nicht nur Politiker, sonder auch Praktiker ist. Anschließend trafen sich alle im Gasthof "Zum Schatten" in Partenkirchen. Der Kreisgruppenvorsitzende des BJV, Thomas Bär, kritisierte die anhaltend hohe, bzw. steigenden Abschusszahlen und stellte "den Waldbau mit der Kugel" in Frage. Nachdem die Staatsforsten den Tannenanteil verdoppeln wollen, seien eben nicht nur Tannen zu pflanzen, sondern sie auch zu schützen.
Forstbetriebsleiter Nikolaus Stöger erwiderte, dass Schutzmaßnahmen zu aufwendig und zu teuer wären. Dann ging es zu einem Thema, das uns als Tierschutzverein auch im letzten, schneereichen Winter viel beschäftigte, nämlich die Frage der Wintergatter für Rotwild und der Wildfütterungen. Dabei wurde beklagt, dass viele Fütterungen in den letzten Jahrzehnten aufgelöst worden waren und deshalb Rotwild massiert in den Bezirken auftauchen, wo ordentlich gefüttert wird. Man einigte sich darauf, gerade was die Notfütterungen anbelangt, mehrer kleinere Fütterungen als Kompromiss zwischen Wintergatter und Tierleid anzustreben. Ich habe dann natürlich die Situation der Gams angesprochen und darauf hingewiesen, dass unser Tierschutzverein, zusammen mit dem Deutschen Tierschutzbund, Landesverband Bayern e.V. und dem Tierschutzverein Tegernseer Tal e.V. bei der EU-Kommission in Brüssel Beschwerde gegen das Gamswild Management in Bayern mit einem entsprechenden Gutachten eingelegt hat und wir nun außerhalb von Bayern uns Hilfe für die Gams erwarten. Immerhin sei sie in Anhang 5 der Flora-und Fauna-Richtlinie, damit durch europäisches Recht geschützt und dürfe nur jagdlich genutzt werden, wenn der Erhaltungszustand dieser Tierart günstig ist. Ich habe auch kritisiert, dass, anders als in vielen europäischen Ländern, bei uns Abschlusszahlen festgelegt werden, ohne über die Populationen der Wildbestände Bescheid zu wissen. Die Hegeschauen würden, gerade bei der Gams, ein Bild des Jammers bieten. Staatsminister Aiwanger schlug in seinem Schlusswort versöhnliche Töne an. "Wir müssen jetzt raus aus dem jahrzehntelangen Krisenmodus und Lösungen finden." Die Tanne sei nun mal ein "Problemkind, das man nicht mit den anderen (Bäumen) mitlaufen lassen könne. Da müsse man sich persönlich kümmern. Das heißt bei der Tanne auch Einzelschutz, und den werden wir uns leisten. Wir haben es mit Natur zu tun und nicht mit einem Industriegebiet." Bezüglich des Gamswildes halte er ein ordentliches Monitoring mit möglichst genauen Erfassungen der Bestände, aber auch der Geschlechter- und Altersstruktur für erforderlich. Am Ende der Veranstaltung freute sich Staatsminister Aiwanger sichtlich über die geschnitzte Gams für seinen Schreibtisch die besonders schön mit Latschen, Beeren und Silberdisteln dekoriert war. Und noch eine persönliche Anmerkung zum Schluss: Zum einen war es sinnvoll und richtig einmal alle Akteure der Wald-Wild-Diskussion an einen "Tisch" zu bringen und zum anderen war es beeindruckend, dass sich ein vielbeschäftigter Staatsminister fünf (!) Stunden Zeit für die Sache nahm (Anfahrts- und Abfahrtsstau nicht eingerechnet). Ich bin den beiden Politikern Aiwanger und Streibl sehr dankbar dafür.

Tessy Lödermann, 1. Vorsitzende

Bilder: Dominik Bartl